Felix Loch, der Name ist untrennbar mit dem Rodelsport verbunden. Dreifacher Olympiasieger, sechsfacher Weltmeister und unzählige Weltcupsiege – der Berchtesgadener dominierte jahrelang die Eisrinne. Doch in den letzten Jahren mehrten sich die Zweifel: Ist die Ära Loch vorbei? Nach einer durchwachsenen Saison 2021/22 und einem enttäuschenden vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Peking schien der Stern des einstigen Dominators zu sinken. Die Konkurrenz, angeführt von Österreichs Jungstar Nico Gleirscher, wurde immer stärker, die eigenen Leistungen schwankten. Manch einer sah den 33-Jährigen bereits am Ende seiner Karriere. Doch Felix Loch wäre nicht Felix Loch, wenn er sich so einfach geschlagen geben würde.

Die Saison 2022/23 sollte die Antwort auf alle Kritiker liefern. Mit einem neu gewonnenen Fokus und einer akribischen Vorbereitung startete Loch in den Winter. Schon in den ersten Weltcups zeigte er, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Platz zwei in Innsbruck, Sieg in Winterberg – die Formkurve zeigte steil nach oben. Und dann kam die Weltmeisterschaft in Oberhof. Auf seiner Heimbahn, vor den Augen tausender Fans, lieferte Loch eine nahezu perfekte Vorstellung ab und krönte sich zum siebten Mal zum Weltmeister. Ein Triumph, der eindrucksvoller nicht hätte sein können.

Dieser Sieg war mehr als nur ein weiterer Titel in einer ohnehin schon prall gefüllten Trophäensammlung. Er war ein Statement, ein Beweis dafür, dass Felix Loch noch immer zur Weltspitze gehört. Er war die Antwort auf all die Zweifler, die ihn bereits abgeschrieben hatten. Und er war der Beginn einer neuen Geschichte, einer Geschichte vom Comeback eines Champions.

Doch trotz des grandiosen WM-Sieges bleibt die Frage: Ist Felix Loch nun der Comeback-König oder markiert Oberhof doch das letzte große Highlight einer zu Ende gehenden Ära? Die Konkurrenz schläft nicht, junge Talente drängen nach vorne und der Druck im Rodelsport ist enorm. Loch selbst weiß, dass er sich auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen darf. Die nächste Saison steht bereits vor der Tür und die Herausforderungen bleiben groß.

Die Konstanz, die Loch über Jahre ausgezeichnet hat, war in den letzten Saisons nicht immer gegeben. Auch wenn der WM-Titel ein starkes Zeichen gesetzt hat, müssen die Leistungen über einen längeren Zeitraum bestätigt werden. Nur dann kann er den Titel "Comeback-König" wirklich für sich beanspruchen.

Ein entscheidender Faktor für Lochs zukünftigen Erfolg wird seine körperliche Verfassung sein. Rodeln ist ein extrem belastender Sport, der den Athleten alles abverlangt. Mit 33 Jahren gehört Loch nicht mehr zu den Jüngsten im Feld. Die Regeneration wird immer wichtiger, die Verletzungsanfälligkeit steigt. Wie lange kann er diesem Druck noch standhalten?

Letztendlich wird die Zeit zeigen, ob Felix Loch seine Karriere mit weiteren Erfolgen krönen kann. Der WM-Titel in Oberhof hat gezeigt, dass das Potenzial weiterhin vorhanden ist. Doch ob er dieses Potenzial auch in den kommenden Jahren konstant abrufen kann, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Felix Loch hat dem Rodelsport seinen Stempel aufgedrückt und wird unabhängig von seinen zukünftigen Leistungen als einer der größten Rodler aller Zeiten in Erinnerung bleiben. Ob Comeback-König oder das letzte Aufbäumen einer Ära – Felix Lochs Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.